Forschungsarbeit zu Rassismus-Erfahrungen
12. Nov. 2025

Rassismus-Erfahrungen unbegleiteter minderjähriger Ausländer in der Jugendhilfe
Rassistische Diskriminierung ist in Deutschland längst keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern Teil des Alltags vieler junger Menschen. Besonders betroffen sind geflüchtete Jugendliche und unbegleitete minderjährige Ausländer (UMAs).
Eine aktuelle Forschungsarbeit, die von einem unserer Werkstudierenden verfasst wurde im Kontext des Co-Livings untersucht diesen Zustand. Sie untersucht, welche Formen von Alltagsrassismus und systemischer Diskriminierung junge Menschen in der Jugendhilfe erleben, wie sie damit umgehen – und welche Konsequenzen sich daraus für die pädagogische Praxis ergeben.
Die Ergebnisse sind aufrüttelnd, aber auch richtungsweisend:
Alle befragten Jugendlichen berichteten von Situationen, in denen ihnen aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft negative Eigenschaften zugeschrieben wurden. Sie erzählten von Momenten, in denen man ihnen Kriminalität unterstellte, von abwertenden Blicken, von offenen Beleidigungen – und von einer gesellschaftlichen Ignoranz, die ihre Erfahrungen oft unsichtbar macht.
Während die Formen des Alltagsrassismus deutlich zutage traten, wurde systemische Diskriminierung seltener bewusst wahrgenommen. Besonders eindrücklich war, wie unterschiedlich die Jugendlichen mit diesen Erlebnissen umgehen: Manche verdrängen sie, andere akzeptieren sie resigniert als „normal für Deutschland“, wieder andere versuchen, sich äußerlich anzupassen, um weniger aufzufallen.
Diese Ergebnisse zeigen: Die pädagogische Praxis steht vor einer zentralen Aufgabe. Es reicht nicht, Rassismus als gesellschaftliches Problem zu erkennen, sondern er muss innerhalb viele Strukturen bekämpft werden. Fachkräfte benötigen Räume zur Reflexion, Weiterbildung und Sensibilisierung. Noch wichtiger ist es, den Jugendlichen selbst sichere Orte zu bieten, in denen sie ihre Erfahrungen teilen, sich austauschen und gegenseitig stärken können. Dies spiegelt unser Co-Living wieder und bestätigt uns in unserem Tun in der Wohngemeinschaft.
Für uns ist diese Forschung ein zu erwartender Weckruf und zugleich eine Chance. Sie bestärkt uns noch mehr darin, mutig voranzugehen, neue Konzepte zu erproben und Jugendhilfe als Raum für Teilhabe, Empowerment und Veränderung zu gestalten. Wir glauben, dass echte Innovation nicht nur in digitalen Tools oder neuen Methoden liegt, sondern in der Bereitschaft, Haltung zu zeigen und Strukturen neu zu denken.
Wir laden euch dazu ein die Arbeit selbst zu lesen und eure eigenen Schlüsse zu ziehen.
Wir bedanken uns bei Niklas Ifland für die wichtige Aufarbeitung dieses Themas und die Schlüsse, die wir daraus ziehen können.


